Die Geschichte über die letzte Adelsfamilie von Labin: Lazzarini - Battiala
Die Geschichte des Palastes “Lazzarini-Battiala” in St. Martin ist äußerst interessant - v.a. in Verbindung mit der letzten Adelsfamilie mit Großgrundbesitz – der Familie Lazzarini-Battiala. Die Familie Lazzarini-Battiala entstand durch die Verbindung zweier Adelsfamilien: der Familie Battiala und der Familie Lazzarini.
Die Wurzeln der Familie Battiala reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Da es keine historischen Belege gibt, existieren verschiedene Legenden über diese Familie, die besagen, dass sie Piraten waren, die mit ihren schnellen und bewaffneten Schiffen, den sog. Brigantinen, auf unserem Meer segelten und die Venezianische Republik gegen die Türken und die Uskoken verteidigten. Die Festung und der Wachturm der Familie Battiala lagen in der Nähe von Sv. Ivan in Beška neben Koromačno. Die Legende erzählt, die Familie Battiala habe außer durch die Verteidigung von Venedig auf diesen Gebieten auch durch Überfälle von Handlesschiffen aus dem Nahen Osten, die mit Geld, das vom Sklavenhandel stammte, aus Venedig zurückfuhren, Macht erlangt. Die Familie Battiala bekam dank ihrer Macht und Loyalität Venedig gegenüber den Titel „Grafen“. Das Familienwappen enthält einen Phoenix mit dem Motto „Moriendoo – rinasitur“. Der Phoenix ist ein Vogel, der im Feuer verbrennt und jedes Mal aus der Asche aufersteigt. Den Grund dafür, dass Graf Battiala den Phoenix als Familiensymbol wählte, kann man in einer anderen interessanten Geschichte oder Legende finden. Diese Legende besagt, dass einst einer der Grafen Battiala seine schwangere Frau auf die Insel Cres bringen ließ, um sie dort vor Angriffen des Feindes auf seine Festung bei Koromačno zu schützen. In diesem schweren Kampf kam Battiala ums Leben, während sein Sohn auf der Insel Cres geboren wurde.
Graf Battiala besaß Land von Ubas bis St. Martin, der Familienstammsitz war in Labin. Heute ist das das Haus/der Palast, der sich in der Altstadt von Labin befindet, und in dem das Stadtmuseum untergebracht ist. Der letzte männliche Nachkomme der Familie Battiala war Graf Nikola Battiala, der keinen männlichen Nachkommen hatte, der sein Adelsgeschlecht fortführen würde. Seine Tochter, die Gräfin Margherita Battiala, besaß alle Güter und Ländereien in Labin, Rabac, Krapanj, Dubrova, St. Martin, Krnica usw. Damit das alte und berühmte Adelsgeschlecht fortgeführt würde, musste Margherita den Sohn einer anderen Adelsfamilie heiraten. So kam es auch. 1825 verließ Baron Ludovico Lazzarini von Jablanitz, ein Offizier des österreichischen Heeres, das Heer, um Margherita, die einzige Tochter des Grafen Nikola Battiala zu heiraten. Durch diese Vermählung enstand die neue Adelsfamilie Lazzarini-Battiala. Durch diesen Akt geriet der berühmte Name der Adelsfamilie Battiala niemals in Vergessenheit, während zu ihren Besitztümern die Besitztümer des Baron Lazzarini hinzukamen , wie auch drei Burgen: am Fuße des Gebirges Snježnik, Jablanizza, Bista und Goeteneg.
Die Familienmitglieder der Familie Lazzarini-Battiala waren Mitglieder des „Adelsrates“ der Stadt Labin, der eine wichtige Rolle bei der Stadtverwaltung hatte. Die letzte Generation der Adelsfamilie Lazzarini war äußerst interessant. Einer von ihnen, GIUSEPPE LAZZARINI, Doktor der Agrarwissenschaften und Schriftsteller, hob sich Anfang des 20. Jahrhunderts durch seine betont sozialistische Orientierung und seine Unterstützung der Bergleute hervor, mit denen er mehrere Streiks und Protestversammlungen organisierte. Er gilt auch als die Person, die sich für die Trockenlegung des die Malaria verbreitenden Sees Čepićko jezero verdient machte. Er führte den Titel Graf oder conte. Graf Giuseppe Lazzarini hatte noch zwei Brüder – NIKOLA, genannt Mikula, der sich um die großen Besitztümer kümmerte, und den Arzt TOMMAS. Beide führten den Titel Baron. Dr. Tomasso half allen , so dass er im Volk sehr beliebt und geschätzt war. Oft antwortete er auf die Feststellung “Aber ich habe kein Geld, um zu bezahlen.” mit “Mach dir keine Sorgen, du zahlst, wenn du Geld hast.” Er war sehr freundlich, human und ein guter Freund, und er übte seinen Beruf genau so aus, wie er dies sollte – mit Liebe und menschlicher Wärme, die die Patienten eroberte.
Baron Nikola kümmerte sich von seinem Schloss St. Martin aus um die großen Besitztümer. Im Landschloss gab es neben der Wohnung auch aus einen Pferdestall, Stallungen und einen großen Keller. Den größten Teil des Landes überließ der Baron Lehnmännern, die „soči” genannt wurden. Alle Erträge vom Land, aber auch aus den Ställen, wurden geteilt: Weizen, Kartoffeln, Trauben, Schweine und Rinder. Von einem geschlachtete Schwein wurden ihm nur den Vorder- und Hinterschinken geschickt, während der Rest des Schweins den „soči “ überlassen wurde. Es gab sie in allen Dörfern der Umgebung, aber auch in Labinšćine. Mägde und Knechte arbeiteten im Schloss und kümmerten sich um das Schloss, wofür sie auch entlohnt wurden. Der Baron galt hinsichtlich der Einhaltung der Gesetze zum Schutz von Wäldern als sehr streng, so dass seine Wächter, die sog. gvardijani, strengstens aufpassten, dass keine dicken Baumstämme, sondern nur dünne Zweige gefällt wurden. Während der Übergabe der Ernte wurden Vermesser, die sog. meroci, eingestellt, die die Verteilung überwachten. Die Vermesser legten dem Baron unter ungewöhnlichen Bedingungen einen Schwur ab – in einem separaten Raum, dem sog. skritorij, bzw. im Schreibzimmer – und zwar zwischen zwei Kerzen und Totenschädeln. In diesem Arbeitszimmer führte der Baron seine „Geschäftsbücher“, wobei er über jeden Tagelöhner, Knecht, jede Magd und alle anderen, die für ihn arbeiteten, Evidenz führte. Zum Gehalt wurde auch der Wein gerechnet, die die Arbeiter zum Mittagessen bekamen: die Frauen bekamen ein Viertel Liter, die Männer einen halben Liter. Die Kinder wurden von Dienerinnen, den sog. pesterne, umsorgt, deren Hauptaufgabe es war, mit den Kleinen zu spielen. Baron Nikola heiratete nämlich keine Standesfrau, sondern eine Frau aus dem Volk, Domenika Mohorović aus dem Dorf Golji. Er verliebte sich in sie, als sie 10 Jahre alt war! Die Liebe zu ihr erlosch nie in ihm, obwohl Domina in ihrer Jugend einen anderen Mann heiratete und Sever, Nada und einen Sohn, der als Kind starb, gebar. Als Dominas Mann starb und sie Witwe wurde, nahm Baron Nikola sie zur Frau. In dieser Ehe wurden Uccia, Fineta und Giacomo geboren. Da Baron Nikola sich sehr an Traditionen hielt, wurden er und seine Gemahlin mit „illistrissimi“ angesprochen. Besichtigungen seiner Güter, Besuche und Fahrten nach Labin unternahm Baron Nikola mit Kutschen – mit einen großen Landeauer zwei „biroccia“ (Einsitzer) und andere Kutschen. Er rauchte Pfeife und Zigarren aus der Toskana, war ein guter Charleston-Tänzer – Charleston wurde oft in seinem Schloss in St. Martin getanzt. Damals hieß es „Se ti vol ballar un bon charleston – va a San Martino da Baron!“ Als Agronomiefachmann legte er großen Wert auf die Erhaltung der Wälder und die Bestellung des Landes, auf dem sich auch der unvergessliche Garten des Barons befand – eine wunderschöne Obstplantage und ein Gemüsegarten, über den man noch heute spricht. Außer dem Schloss in St. Martin besaß die Familie Lazzarini-Battiala auch ein Haus für die Unterkunft des Personals in Dubrova, dem Ort, an dem sich die Bewohner von Labin heute versammeln und wo das Mediterrane Bildhauersymposium abgehalten wird, zu dem ein wunderschöner Park, in dem einst Pfauen spazierten, ein Herrenhaus und ein Verwaltungsgebäude für den Verwalter und das Dienstpersonal gehören. In den Ställen waren Lipizzaner und Schweizer Kühe untergebracht, im Keller wurden edle Weinsorten gelagert, die nach Ursprung und Jahr sortiert waren.
Als sie vor Beginn des Krieges das nahe Ende verspürten, verkauften die Mitglieder der Familie Lazzarini – Battalia den größten Teil ihrer Güter und zogen nach Italien, wodurch sie die Seiten der interessanten Geschichte der letzten großen adeligen Familie in der Region Labinština geschlossen haben.